Über meine Kunst
Den Raum als Glitzerpartikel zu begreifen.
Glitzer im Feuer,
Glitzer in der Luft,
Glitzer im Wasser und
in der Erde.
Glitzer in der Natur und in der Seele.
Fischhaut im Wasser.
Die Malerei bedeutet für mich das universelle Übersetzen dessen, was ist. Ich gehe von den Farben aus, um von der Farbe zu Farbigkeit zu gelangen. Der Prozess von der Farbe zur Farbigkeit entsteht auf einer vorgegebenen, begrenzten Fläche, auf der unendliche Unbegrenztheit zu verwirklichen ist. Für mich ist die Farbe das einzig Reale in der Malerei und hat deshalb nichts mit figurativer oder abstrakter Kunst zu tun. Die Malerei und die Farbigkeit ist für mich mit Meditation, Magie oder mit Schamanismus verwandt.
Über das Malen
Farben können täuschend wirken. Für mich ist eine leere Bildfläche ein zwei dimensionaler Raum. Anstelle von Können und Geschicklichkeit, die zu Illusionen auf dieser Fläche führen können, lasse ich die Farbe zu Farbigkeit entfalten um die immer wieder entstehende Illusion und Selbsttäuschung zu vermeiden. Hierfür definiere ich Form und Farbe durch weitere Farben und Nuancen.
Das Glitzern, der Mensch, das Tier, die Fische, das Wasser, die Natur und das Erlebnis durch das Angeln mit Kunstködern und der klassischen Instrumental- und Opernmusik. Diese Formen und Themenbereiche sind in meiner materiellen Realität und Malerei mit den Mitteln der Farbe und den Nuancen, auf eine Malfläche zu übersetzen. Dabei geht es nicht um das bloße Abmalen, Illustrieren oder es als Idee zu benutzen, sondern um malerische Gestaltung.
Im Gemälde verleihen diese Formen den Farben und der Farbigkeit einen Sinn. Form und Farbe wirbeln sich gegenseitig auf, ziehen sich heran oder stoßen sich ab. Mein Anliegen ist es, die Farbe des entstehenden Bildes bewusster wahrzunehmen, zu begreifen und zu erleben.
Je nach dem was das Bild benötigt und die Situation verlangt, male ich mit der Farbe in eine fließende, tanzende, kämpfende, ringende, auch mal verlierende und gewinnende Art und Weise. Es ist ein gegenseitiger Austausch, ein Wechselverhältnis zwischen Herrschen und beherrscht werden, Annehmen und Ablehnen, Zulassen und Abstoßen. Ein ständiges, sich wiederholendes Beobachten, Wahrnehmen, Zerstören und Aufbauen.
Ich reagiere auf das, was vor meinen Augen entsteht, bis das Bild ganz ist. Es ist wichtig zu wissen.wann dies der Fall ist. Wenn der Zustand des Bildes es zulässt, lasse und akzeptiere ich es so, wie es ist.
Ich habe unter der Lupe und mit dem Skalpell verschiedene Fischhäute Schicht für Schicht zerlegt, um die Funktion, den Aufbau und die Struktur zu begreifen. Zudem wollte ich den Grund für das farbige Glitzern in detaillierter Form ergründen.
Form oder Farbe?
Was ist wichtiger, die Form oder die Farbigkeit? Die figurative Malerei oder die abstrakte Malerei? Diese Fragen ziehen sich durch die ganze Geschichte. In Italien, in der Zeit der Renaissance, gab es große Streitigkeiten über das Thema, was wichtiger sei, die Form oder die Farbe. Die Stadt Florenz bevorzugte die Form. Die Stadt Venedig bevorzugte die Farbe. Diese Frage stellt sich für mich nicht, weil sich in meiner Malerei Form in Farbigkeit auflöst.
Über die Realität eines Bildes
Ich stellte mir die Frage, was die Malerei in Wirklichkeit ist. Auf materieller Ebene ist ein Bild bzw. ein Gemälde, gesetzlich als Sondermüll einzuordnen. Denn Farbpigmente sind aus mehreren Bestandteilen zusammengesetzt: beispielsweise aus Blei, Kobalt, Chrom, Cadmium, Arsen etc.
Für den Gegenstand Bild ist dies die einzige Realität.
Über das Zeichnen
Ich nenne das Zeichnen den Sensor der Seelenlandschaft. Allein eine Linie mit dem Bleistift ist mit einem Seismografen vergleichbar. So ähnlich wie bei den Spuren in der Natur, die durch Lebewesen und Naturelemente verursacht werden, lassen sich das lebendige Sein, die willkürlichen und unwillkürlichen Auswirkungen der Kräfte und Befindlichkeiten etc. ablesen. Dünne und dicke Pinselstriche hinterlassen Spuren, Kräfte und Spannungsfelder wie in der Kalligraphie.
Über mich
In meiner Kindheit hat am Tage alles um mich herum gefunkelt und geglitzert, sogar der Pferdemist auf der Straße. Nachts war das lebendige Glitzern des dunklen Raumes unheimlich und der blanke Horror. Mit der Zeit ist das Glitzern verblasst. 1970 fing ich als Gymnasiast an, mit der Tinte und Feder zu schreiben. Diese Gegenstände führten mich zum Zeichnen. Es zog das Gefühl von Freiheit aus mir heraus.
Dadurch wurde mein Kunstinteresse geweckt. 1980, während meines Kunststudiums, fing ich an das Glitzern erneut zu empfinden. Es hat 22 Jahre gedauert, bis ich das Glitzern bewusst wiederentdeckt habe.
Unter welchen Kriterien Experten ein Gemälde analysieren
Während meines Kunststudiums wollte das Kultusministerium das Benoten an der Kunstakademie einführen. Die Debatte war, wie Kunst benotet werden kann.
Folgende Kategorien wurden ermittelt:
1) Materialkunde
2) Perspektive
3) Anatomie
4) Komposition
5) Technik
6) Kunstgeschichte
Diese sechs Attribute haben mit der Malerei am wenigsten zu tun. Die wichtigsten Bestandteile der Kunst konnten nicht erfasst werden. Dadurch entfiel die Benotung.